Gottes Neue Offenbarungen

Das Buch Jesus Sirach

Lutherbibel von 1912 mit Apokryphen

- Kapitel 20 -

Regeln in Bezug auf Korrektur, Diskretion und Vermeidung von Lügen

1
Es straft einer oft seinen Nächsten zur Unzeit, und täte weiser, daß er schwiege.
2
Es ist besser, frei strafen, denn heimlich Haß tragen.
3
Und wer's zu Dank annimmt, dem bringt's Frommen.
4
Wer Gewalt übt im Gericht, der ist eben als einer, der eine Jungfrau schändet, die er bewahren soll.
5
Der eine schweigt und wird weise erfunden; der andere wird gehaßt, weil er viel wäscht.
6
Der eine schweigt darum, daß er sich nicht kann verantworten; der andere aber schweigt und wartet seiner Zeit.
7
Ein weiser Mann schweigt, bis er seine Zeit ersieht; aber ein jäher Narr kann die Zeit nicht erwarten.
8
Wer viel plaudert, der macht sich feindselig, und wer sich viel anmaßt, dem wird man gram.
9
Es glückt manchem in bösen Sachen; aber es gedeiht ihm zum Verderben.
10
Es gibt oft einer etwas, wo er's übel anlegt; dagegen gibt einer, wo er's sehr wohl anlegt.
11
Wer sehr prangt, der verdirbt darüber; wer sich aber bückt, der kommt empor.
12
Mancher kauft am ersten wohlfeil; aber hernach muß er's teuer genug bezahlen.
13
Ein weiser Mann macht sein Geschenk wert mit lieblichen Worten; aber was die Narren schenken, machen sie selbst unwert.
14
Des Narren Geschenk wird dir nicht viel frommen; denn mit einem Auge gibt er, und mit sieben Augen sieht er, was er dafür kriege.
15
Er gibt wenig, und rückt einem viel auf, und schreit es aus wie ein Ausrufer.
16
Heute leiht er, morgen will er's wieder haben. Das sind feindselige Leute.
17
Der Narr klagt: »Mir ist niemand treu, niemand dankt mir für meine Wohltaten.
18
Auch die mein Brot essen, reden nichts Gutes von mir.«
19
O, wie oft und von vielen wird er verspottet!
20
Er fällt gefährlicher durch seine Rede, denn so er vorn Söller fiele; also geht's den Bösen, daß sie doch zuletzt plötzlich fallen müssen.
21
Ein grober, ungezogener Mensch plaudert unvorsichtig und wäscht immerfort, wie es ihm einfällt.
22
Wenn ein Narr schon etwas Gutes redet, so taugt es doch nicht; denn er redet's nicht zu rechter Zeit.
23
Manchem wehrt seine Armut, daß er nichts Übles tut: davon hat er den Vorteil, daß er kein böses Gewissen hat.
24
Mancher tut lieber das Ärgste, denn daß er seine Ehre verliere, und tut's um gottloser Leute willen.
25
Mancher scheut sich und ist dem Freunde willfährig, und ebendamit kriegt er ihn zum Feinde.
26
Die Lüge ist ein häßlicher Schandfleck an einem Menschen und ist gemein bei unerzogenen Leuten.
27
Ein Dieb ist nicht so böse wie ein Mensch, der sich zum Lügen gewöhnt; aber zuletzt kommen sie beide an den Galgen.
28
Lügen ist dem Menschen ein schändlich Ding, und er kann damit nimmermehr zu Ehren kommen.
29
Ein weiser Mann bringt sich selbst zu Ehren durch seine weise Rede; und ein kluger Mann ist lieb und wert bei Fürsten.
30
Wer seinen Acker fleißig baut, der macht seinen Haufen groß; und wer bei Fürsten sich hält, daß er lieb und wert ist, der kann vielem Bösen zuvorkommen.
31
Geschenke und Gaben verblenden die Weisen und legen ihnen einen Zaum ins Maul, daß sie nicht strafen können.
32
Ein weiser Mann, der sich nicht brauchen läßt, und ein vergrabener Schatz, wozu sind sie beide nütze?
33
Es ist besser, daß sich der Unweise verkrieche denn der Weise.