Gottes Neue Offenbarungen

Die Weisheit Salomos

Allioli - Arndt Bibel von 1914

- Kapitel 17 -

Die ägyptische Finsternis

1
Denn groß sind deine Gerichte, o Herr! und unaussprechlich deine Ratschlüsse; darum fielen ungelehrige Seelen in Irrtum,
2
denn während die Ungerechten meinten, das heilige Volk unterdrücken zu können, fesseltest du sie mit Finsternis und langer Nacht, dass sie in ihren Häusern eingeschlossen, als aus der ewigen Vorsehung Fliehende ohnmächtig dalagen.
3
Und da sie wähnten, bei ihren heimlichen Sünden unter dem finstern Schleier der Vergessenheit verborgen bleiben zu können, wurden sie unter greulichen Schrecken voneinander getrennt und in übergroßen Schauder versetzt.
4
Denn nicht einmal die Schlupfwinkel in denen sie sich bargen, schützten sie vor Furcht, sondern Getöse kam von oben her über sie und erschreckte sie und traurige Gestalten erschienen und jagten ihnen Entsetzen ein.
5
Und keine Kraft des Feuers vermochte ihnen Licht zu gewähren und war der Gestirne helles Funkeln imstande, jene grauenvolle Nacht zu erhellen.
6
Nur zeigte sich ihnen urplötzliches und grauenvolles Feuer und durch die nie gesehene Erscheinung erschreckt, hielten sie das, was sie sahen, für noch schlimmer.
7
So wurden ihre Zauberkünste zu Spott und der Stolz ihrer Weisheit schmählich gestraft.
8
Denn die sich rühmten, Furcht und Schrecken aus kranken Seelen zu vertreiben, erkrankten selbst an lächerlicher Furcht.
9
Denn wenn sie auch sonst kein Schrecknis in Furcht setzte, wollten sie doch vor Zittern vergehen, wenn Getier vorüberfuhr und Zischen der Schlangen sie aufscheuchte, und wollten selbst die Luft, der man doch auf keine Weise sich entziehen kann, nicht schauen.
10
Denn weil die Bosheit feige ist, gibt sie sich durch ihr eigenes Zeugnis schuldig; immer versieht ja ein erschrockenes Gewissen sich schlimmer Dinge.
11
Ist doch die Furcht nichts anderes als das Aufgeben der von der Überlegung herrührenden Hilfsmittel;
12
und je weniger man im Herzen Hoffnung auf Hilfe hat, für ein desto größeres Übel hält man die unbekannte Ursache, durch die man leidet.
13
Jene aber, welche in der in Wahrheit ohnmächtigen Nacht, die aus dem tiefsten Abgrund der Unterwelt über sie kam, denselben Schlaf schliefen,
14
wurden bald vom Entsetzen vor Gespenstern aufgeschreckt, bald sanken sie in Verzweiflung des Gemütes dahin; denn plötzliche und unerwartete Furcht kam über sie.
15
Wenn dann einer von ihnen zu Boden fiel, so war er gleichsam in einem Kerker verwahrt und eingeschlossen, auch ohne Fessel.
16
Mochte einer ein Ackermann oder ein Hirt oder auf dem Felde arbeitend beschäftigt sein, so unterlag er dem unentfliehbaren Verhängnisse,
17
denn mit einer Kette der Finsternis waren alle gefesselt. Wo ein säuselnder Wind oder der Vögel süßer Gesang unter den dichten Zweigen der Bäume oder das Rauschen des gewaltig dahinstürzenden Wassers
18
oder das starke Krachen herabstürzender Felsen oder der ungesehene Lauf springender Tiere oder die mächtige Stimme brüllender Raubtiere oder der von den höchsten Bergen zurückgeworfene Widerhall gehört wurde, brachte es alle außer sich vor Schrecken.
19
Ja, der ganze Erdkreis war von strahlendem Lichte erleuchtet und jeder war ungehindert bei seiner Arbeit begriffen;
20
nur über jene allein war drückende Nacht gelagert, das Vorbild der Finsternis, die über sie hereinbrechen sollte. Sie waren sich selbst alsbald unerträglicher als die Finsternis.