Gottes Neue Offenbarungen

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 5

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Jesus in der Gegend von Cäsarea Philippi
Ev. Matth. Kap. 16 (Fortsetzung)

- Kapitel 145 -

Pharisäer klagen den Herrn als Staatsaufwiegler bei Cyrenius an

Bald aber entdeckten die Söhne des Markus ein Schiff noch so hübsch auf der Höhe herumlavieren, als wüßte der Bootsherr nicht, ob er sich wohl an der rechten Stelle befände, was auch seinen ganz natürlichen Grund hatte, da sich am Ufer des Meeres von Galiläa seit dem gestrigen Tage sehr vieles ganz gewaltig verändert hatte. Der gewaltige Fels im Meere, als ein Hauptsignal, bestand nicht mehr; einen starken Fels und einen gar mächtigen Baum auf dem Schlangenvorberge hatten bekanntlich die Neger nahezu aus dem Dasein geschafft; dazu kam noch das prachtvolle Neuhaus, der Garten und der schöne Hafen mit den fünf neuen, beflaggten Schiffen, - und so kannte sich der Lotse, der das Schiff gen Cäsarea Philippi hätte lenken sollen, nicht aus, wo er sich so ganz eigentlich befand, und lavierte darum schon eine längere Zeit auf und ab und hin und her, um zur Einsicht zu gelangen, wo er wohl wäre.
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Es fing aber ein starker Ostwind zu wehen an und trieb das Schiff mit unwiderstehlicher Gewalt gerade unserem Ufer zu. In wenigen Augenblicken konnten die scharfsichtigen Söhne des alten Markus schon ganz gut ausnehmen, daß das Schiff Römer und ein paar Pharisäer an Bord trüge. Sie kamen auch gleich zum Cyrenius und gaben ihm solches bekannt. Als Cyrenius solches vernahm, kommandierte er sogleich den Julius, das nach und nach sich dem Ufer stets schneller nahende Schiff in die allerstrengste Sichtung zu nehmen. Als Julius solches vernahm, war er auf einen Pfiff nahezu pfeilschnell mit fünfzig Mann unter Waffen am Ufer und erwartete das Schiff, das auch gar nicht lange auf sich warten ließ.
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Als die im Schiffe der Römer ansichtig wurden, steckten sie gleich eine weiße Fahne aus zum Zeichen, daß sie keine Feinde seien, und daß man sie ganz unbeirrt ans Ufer steigen lassen könne. Julius aber, als er zwei ihm nicht unbekannte Erzpharisäer unter den Römern wahrnahm, sandte sogleich einen Boten an Mich und an den Cyrenius ab mit der Frage, was da mit den Angekommenen zu tun sei. Land oder Wasser? Die Menschen kämen ihm sehr verdächtig vor. Es scheine, als ob auch die Römer nur vermummte Pharisäer oder doch sicher Herodianer wären.
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Und des Cyrenius Antwort lautete ganz kurz: ,,Wer's auch sei! Land!"
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Auf dies Kommando wurden die Herangereisten ans Land gesetzt, und Julius erkundigte sich schnell nach den damals üblichen Reisezeichen, die ganz in der gesetzlichen Ordnung von Pilatus in Jerusalem gefertigt waren. Als dieser kurze Legitimationsakt vorüber war, fragte ein Römer den Julius, ob sich der hohe Oberstatthalter noch in dieser Gegend aufhalte. Ein donnerndes ,Ja!` war von seiten des schon ganz ergrimmten Julius auf die vorlaute Frage die ehrfurchterweckende Antwort.
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Hier trat ein Zenturio, der mit im Schiffe war, ganz ernst dem Julius entgegen und fragte ihn: ,,Was berechtigt dich, uns in solch einem Tone zu antworten?"
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Julius, noch ernster als früher: ,,Hätte ich nicht die gemessensten Gründe dafür, so würde ich dir wohl anderstönend geantwortet haben! Aber dein asiatisch blödes Gesicht sagt es mir, daß du kein Römer, sondern ganz etwas anderes bist! Daher kann dich meine Antwort bei dir selbst eben nicht zu sehr wundernehmen!"
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Sagt der Zenturio: ,,Was bin ich denn, so kein Römer?"
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Sagt Julius: ,,Davon werden wir schon noch nachher reden! Nun bist du einmal in meiner Gewalt und hast dich strengstens meiner Anordnung zu fügen! Mein Name ist Julius, der gestrengste Kommandant Roms in dieser Gegend, und ich bin ein naher Verwandter des hohen Oberstatthalters Cyrenius! Das mußte ich dir ja sagen, dieweil du kein Römer bist; denn wärest du nur von weitem ein Römer, so hättest du mich auch schon von weitem erkannt!
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Siehst du, so pflegen wir Römer die schlauen Füchse zu fangen! Aber nun nur vorwärts, das Bessere wird schon noch nachkommen! Gelt, die Gegend, nun ein wenig kultiviert, ist euch etwas fremd vorgekommen, - sonst hättet ihr uns schon vor einer Stunde mit eurem unvermuteten Besuche beehrt? Macht aber nichts, ihr seid nun trotz der Fremdartigkeit dieser Gegend gerade auf dem rechten Flecke angekommen!
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Siehst du, wie ich schon zum voraus alles weiß! Ja, in das Gebiet des Julius kommt man nicht so leicht unangemeldet wie man glaubt! Es geniert euch das zwar ein wenig, daß mir euer ganzes Erscheinen schon verraten ist; aber es macht das ja für so schlaue Köpfe, wie ihr seid, vielleicht eben nicht gar zu besonders viel, was sich natürlich bald zeigen wird! Darum nun nur vorwärts, hin zum hohen Oberstatthalter!"
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Hier sagt der Zenturio, sichtbar sehr verlegen: ,,Was weißt du von uns?! Wer konnte dir etwas verraten haben, das nicht ist?"
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Sagt Julius: ,,Nun kein Wort weiter! Dort befindet sich der Hohe! Darum vorwärts mit euch falschen Römern, - dort das Weitere!"
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Der Zenturio, mit seinen etwa acht untergeordneten Kriegsknechten, und zwei ganz ordentliche, wohlgenährte und erzkernfeste Hauptpharisäer begaben sich darauf zu Cyrenius und übergaben ihm dort ein Schreiben, das von Herodes unterfertigt war. In diesem Schreiben stand weiter nichts, als daß in ganz Cölesyrien und einem großen Teile Galiläas und Samarias eine sehr umfangreiche Verschwörung gegen alle Römer entdeckt worden sei. An der Spitze derselben stehe als ein Hauptagitator der berüchtigte Prophet Jesus aus Nazareth, der im geheimen Bunde mit den immer höchst geheim tuenden Essäern zur Verblendung des Volkes allerlei für das gemeine Volk unbegreifliche Wunder wirke und sich dadurch eine Art göttlich-prophetischen Anstriches gebe und sogar die allerfluchwürdigste Dreistigkeit haben solle, sich dem Volke als ein wahrer Gottessohn zu offerieren.
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(Herodes:) ,Es ist ferner durch mehrere ganz gleichlautende Zeugen aus verschiedenen Gegenden treu und wahr ausgesagt worden, daß dieser heilloseste Volksaufwiegler sich sogar den allerhöchsten römischen Staatsdienern bis zur größten Freundlichkeit genähert habe, samt seiner schon etwa ganz tüchtigen Schar sogenannter Jünger. Aber die geheime Fama verkündet, daß der Ruchlose das bloß darum täte, um sie alle an einem bestimmten Tage gar jählings umzubringen, wonach er sich dann selbst zum Könige aller Juden erheben werde. Nachdem aber nun solches durch den Ratschluß der hohen Götter an mich Sachkundigen verraten wurde, so mache ich dich pflichtschuldigst darauf aufmerksam und hoffe, daß du das deinige zu verordnen und zu tun wissen wirst! - In tiefster Ergebenheit Herodes, Vierfürst - - - nun in Jerusalem.`
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Es ist hier des Raumes wegen der ganze Brief mit seinen vielen Schmähungen nicht wiedergegeben, was auch wahrlich ganz unnötig ist; aber der Hauptsinn ist ganz dargestellt.

Fußnoten